Seit Dienstag dem 24.03.2020 besteht in Nepal eine landesweite Ausgangssperre, heute hat die Regierung verkündet, dass diese noch weiter verlängert wird.
Alle Geschäfte haben geschlossen, auch Apotheken. Selbst unsere Krankenstationen mussten auf Anordnung der Bezirksregierung Dhangadhi schließen. Geöffnet haben nur staatliche Krankenhäuser und Health Posts der Regierung, diese gewähren Zugang aber nur in dringenden Fällen und nach Anmeldung.
Die Menschen haben eine lähmende Angst vor der Krankheit. In unserem Projektdorf Simari verbarrikadieren sich die Menschen in ihren Häusern, die Straßen sind menschenleer. Was man sieht sind Menschen, die versuchen aus Indien in ihre Heimatdörfer zurückzukehren. Unter ihnen viele Inder, die sich in Nepal Hilfe erhoffen. Die indische Grenze ist nur 15 km entfernt und es gibt hier nur lasche Grenzkontrollen, auf Grund dessen gibt es hier eine hohe Anzahl illegaler Grenzübertritte. Generell hat Nepal jeden Grenzübertritt und jede Einreise per Flug nach Nepal verboten. Vor zwei Tagen wurde es aber nach gewalttätigen Protesten rund 1000 nepalesischen Arbeitern erlaubt, am Grenzübergang Dhangadhi nach Nepal einzureisen. Polizei und Militär patrouillieren entlang der Grenze zu Indien, aber das ist plakativ und wirkungslos.
Viele der Menschen die nach Nepal zurückkehren, bringen aber den Virus aus den großen Städten Indiens mit ins Land. Es macht den Landbewohnern Angst, denn die Menschen wissen, dass es so gut wie keine Behandlungsmöglichkeit bei schweren Krankheitsverläufen gibt. Und die kommende Verarmung und Lebensmittelknappheit tut ein Übriges. Der Güterverkehr von Indien nach Nepal ist vollständig unterbrochen. Angekündigte Hilfen der Regierung werden nur Städte tangieren, diese werden auf dem Land nie ankommen. Im Ergebnis werden die Folgen der Pandemie die ländlichen Bezirke viel stärker treffen als die großen Städte und deren Umgebung.
Auf dieser Informationsgrundlage ist Little Hope jetzt aktiv. Es wird in absehbarer Zeit, sprich in ein bis zwei Monaten, eine Nahrungsmittelknappheit geben. Jetzt schon steigen die Preise immens. Immer mehr arbeitslose Menschen werden aus den Städten und aus Indien in die Dörfer zurückkehren. Die Verknappung der Lebensmittel wird mittellose Familien mit voller Wucht treffen. Am Ende der Verarmungskette stehen wieder einmal die Kinder.
Wir stehen in ständigem Kontakt mit der örtlichen Verwaltung und überzeugen diese, dass wir zur Hilfeleistung bereit sind. Wir versuchen immer einen Schritt voraus zu sein. Ankündigung ist wenig sinnvoll, Little Hope handelt. Als die staatlichen Gesundheitsbehörden vor der Ausgangssperre noch wie gelähmt dem Geschehen zusahen, hat Little Hope schon Aufklärungsflyer über Covid 19 verteilt. Unser Vorrat an Medikamenten ist gut, wir konzentrieren uns aber jetzt schon auf die kommende Nahrungsmittelknappheit. Die Frauen aus dem Kinderhaus bauen auf dem Grundstück intensiv Gemüse an, durch die Mauer geschützt vor Diebstahl und wildlaufenden Ziegen. Wir haben angefangen einen größeren Vorrat an Reis anzulegen, diesen werden wir auch bald nötig brauchen um die zu uns kommenden Kinder satt zu bekommen.